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Aushandlungskulturen


Sprecher:in: Prof. Dr. Bernd Bastert (Germanistisches Institut), Prof. Dr. Susanne Friede (Romanisches Seminar)

Das Konzept der Aushandlungskulturen stammt aus der Renaissance-Forschung und blieb bisher meist auf die Frühe Neuzeit beschränkt. In der Frühen Neuzeit konkurrieren so etwa verschiedenartige Modelle wissenschaftlicher Welterklärung, geraten mit dem Aufkommen des Renaissance-Humanismus herkömmliche Hierarchisierungen des literarischen Kanons in Widerspruch zueinander, avanciert der allgegenwärtige Wettstreit in den Künsten und der Kunsttheorie geradezu zur Epochensignatur, werden die medialen Formen des Theaters, neue literarische Gattungen, neue mediale Formate dynamisiert und allererst entwickelt.

Für den Schwerpunkt ist die Annahme grundlegend, dass zwar speziell die Frühe Neuzeit, doch eben auch die Antike und das Mittelalter, die Neuzeit und Moderne auf unterschiedliche Weise durch das ‚Aushandeln‘ konkurrierender Geltungsansprüche literarischer und kultureller Praktiken, Modelle, Leitvorstellungen und Ordnungen geprägt sind. Diese bilden sich prozesshaft heraus, indem sie in konkreten historischen Kontexten jedes Mal durch sehr spezifische literarische, narrative und diskursive Verfahren aus- und verhandelbar gemacht werden. Dabei zeichnen sie sich durch interne Dynamiken und Übergangsphänomene aus, die gleichfalls zu untersuchen sind. Das zentrale Forschungsinteresse des Schwerpunkts gilt epochal begrenzten, weniger im Hinblick auf Transfers und Transformationen, sondern vor allem auch in synchronen Schnitten untersuchten Szenarien und Situationen, in denen sich Praktiken und Modelle einer Kultur verändern, im Widerstreit von ‚alt‘ und ‚neu‘ Dynamisierungen erfahren, als kulturell leitende Ideen und Konzepte thematisiert, metaisiert und ausgehandelt werden.

Im Forschungsschwerpunkt soll das literatur-und kulturwissenschaftliche Potential des Konzepts (1.) in weitgespannter Diachronie auch für andere Epochen – Antike, Mittelalter, Moderne, Gegenwart – erprobt und (2.) anhand exemplarischer Paradigmen in seiner systematischen Leistungsfähigkeit geklärt werden. Damit  bündelt der Schwerpunkt literatur- und kulturwissenschaftliche Projekte der Fakultät für Philologie, um das im Rahmen dieser Vorhaben aufgebaute – literatur-, kultur- und medienwissenschaftliche Perspektiven verbindende – Forschungspotential methodisch-heuristisch zuzuspitzen und konsequent weiter zu entwickeln.