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Formationen von Bildkulturen und Textkulturen


Sprecher:innen: Prof. Dr. Friedrich Balke (Institut für Medienwissenschaft), Prof. Dr. Oliver Fahle (Institut für Medienwissenschaft), Prof. Dr. Natalie Binczek (Germanistisches Institut)

Dieser Forschungszusammenhang fokussiert die medialen und materialen Formationen von Texten und Bildern, indem er sowohl deren jeweilige kulturelle Ausprägungen und mediale Modi der Interferenz – Texte als Schriftbilder und Bilder als Textgefüge – erörtert, als auch ihre Eigenständigkeit sowie Unübersetzbarkeit in den Blick nimmt. Seit der medientechnischen Erweiterung des Textbegriffs auch auf piktorale bzw. ikonische Zeichenkonfigurationen und im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Bild unter dem Vorzeichen des iconic, visual und pictorial turn haben beide Kategorien eine hohe Produktivität in der Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaft entfaltet, die an der Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität in vielfacher Weise aufgenommen und fortgeführt wird.

Die Formationen von Bildkulturen werden in den kommenden Jahren konkrete Forschungsakzente setzen, die sich in drei wesentliche Bereiche ausdifferenzieren: erstens in die Neuformation von Bildern und Texten in den sozialen und mobilen Medien, wenn davon auszugehen ist, dass diese zu entscheidenden Knotenpunkten der Entstehung, Rezeption und Distribution von medialen Inhalten werden; zweitens in einer zunehmenden Ausbreitung und Neuformierung des Dokumentarischen, da die Techniken und Ästhetiken zur Dokumentation der Welt in medialen Plattformen Rückwirkungen auf andere Formate der Bild- und Textproduktion haben (Druck, Fotografie, Film, Fernsehen); drittens in einer medienphilosophischen Grundlagenforschung, die verschiedene Gebiete kulturwissenschaftlichen Wissens unter dem Paradigma des Visuellen, Auditiven und Diskursiven erforscht.

Die Formationen von Textkulturen rücken mittels eines medienphilologischen Zugriffs, der sowohl der Vielfalt der aktuellen wie historischen medialen Konstellationen als auch deren unterschiedlichen Gebrauchsweisen Rechnung zu tragen imstande ist, nicht zuletzt die Belastbarkeit des Literaturbegriffs selbst in den Fokus. Dieser Gesichtspunkt bildet in laufenden und abgeschlossenen Forschungsprojekten der Fakultät für Philologie einen deutlich erkennbaren Schwerpunkt, der von den DFG-geförderten Projekten „Literarisch-ästhetische Experimente mit der Gestalt des Buchs“ (2010-2013) sowie „Poetik und Hermeneutik des Hörbuchs“ (2008-2011) und „Poetik und Medialität des Diktats seit dem 18. Jahrhundert“ (2012-2014) ebenso getragen wird wie von den MERCUR-geförderten Projekten „Das Wissen der Oberfläche“ sowie „Kulturpolitische Strategien und ökonomische Aspekte der Inszenierung von Nationalkultur auf Buchmessen“. Die geplanten Forschungen werden diese Ausrichtung hinsichtlich medien- und literaturbetrieblich orientierter Problemstellungen, die insbesondere auch den Text/Bild-Komplex betreffen, erweitern.