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Mehrsprachigkeitsforschung


Sprecherinnen: Prof. Dr. Tanja Anstatt (Seminar für Slavistik/Lotman-Institut), Prof. Dr. Eva Belke (Sprachwissenschaftliches Institut), Prof. Dr. Lena Heine (Germanistisches Institut)

Auf welchen Wegen erwerben Sprecher:innen mehr als eine Sprache, wie verläuft der mehrsprachige Spracherwerb, wie entwickeln sich die Sprachen, ihre Struktur und ihre soziolinguistischen Bedingungen in mehrsprachigen Situationen? Diese Themen sind im Kontext von Migration, lebenslangem Lernen, sprach- und sprachenpolitischen Fragen gegenwärtig hochaktuell und werden von einer Reihe von Mitgliedern der Fakultät für Philologie erforscht. Aus dem regionalen Forschungsaustausch im Rahmen des „Ruhr-Zentrum Mehrsprachigkeit“  entwickelte sich das forschungsorientierte Masterprogramm „Empirische Mehrsprachigkeitsforschung“, eines gemeinsamen Studiengangs der RUB und der TU Dortmund, das 2018 startete.

Die Forschungsthemen der Fakultätsmitglieder gruppieren sich um drei Fokuspunkte. Den ersten bildet die Sprachsituation von Personen mit Migrationshintergrund, die durch das Miteinander von Herkunftssprache und Umgebungssprache charakterisiert wird. Die Forschungen gelten dabei einerseits den zugewanderten Sprachen und ihrer Entwicklung als heritage languages (slavische Sprachen in Deutschland, romanische Herkunftssprachen im Ruhrgebiet, afrikanische und karibische Minderheitensprachen in der europäischen Diaspora, amerindische Sprachen in der US-amerikanischen Diaspora). Andererseits gilt ein weiterer Komplex an Forschungen den Bedingungen und Spezifika des Erwerbs des Deutschen durch Personen mit Migrationshintergrund.
Den zweiten Fokuspunkt stellt die Erforschung von autochthonen Minderheitensprachen und Varietäten von Standardsprachen dar, d.h. von Sprachkonstellationen, die bereits über geraume Zeit andauern. Hier liegen Schwerpunkte auf Sprachkontakten romanischer Sprachen (u.a. Sprachpolitik  in Frankreich, Spanisch und Französisch in Nordafrika) sowie dem Obersorbischen als Minderheitensprache in Deutschland. Einen dritten Fokuspunkt schließlich bildet das Englische als lingua franca und dessen Entwicklungen im Kontakt zwischen seinen verschiedenen Varietäten.