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Verbundprojekte


Hier finden Sie eine Auflistung der geförderten Forschungsschwerpunkte, an denen Kolleg:innen aus verschiedenen Disziplinen der Fakultät beteiligt sind. Daneben verfolgen die Fächer und einzelne Forscher:innen zahlreiche weitere individuelle oder fachbezogene Projekte, die über die Institute eingesehen werden können.


Promotionskolleg PK 054 der Hans-Böckler-Stiftung: Mit Sprache. (Mitbestimmung durch SprachGewalten)

Sprecher: Prof. Dr. Björn Rothstein, stellvertretende Sprecherinnen: Prof. Dr. Anna Tuschling und Prof. Dr. Tatjana Scheffler.
http://staff.germanistik.rub.de/mit-sprache/

Sprache ist ein variierbares System mit solidarischer, aber auch machtstruktureller Symbolkraft, das kommunikativ direkt bzw. medial gebrauch- und erlernbar ist. Mit Sprache erfolgt wesentlich Mitbestimmung, die demnach beeinflussbar durch Anwenden, Erlauben, Verbieten, Vermitteln … von Sprache ist. Formen der sprachlichen Einflussnahme auf Mitbestimmung bezeichnen wir als SprachGewalten, die etwa als sprachliche Gewalt (z.B. protestkommunikative Beschimpfungen) oder Sprachgewalt (z.B. rhetorische, wortgewaltige Fähigkeiten) vorliegen und die von technischen Entwicklungen grundlegend beeinflusst werden: SprachGewalten sind mehr und mehr durch körperliche (Teil-)Abwesenheit und ausbleibend beobachtbare Adressat:innenreaktionen gekennzeichnet, so dass sich die folgende arbeitsweltlich, aber auch gesellschaftlich relevante Forschungsfrage stellt: Mit welchen mitbestimmungsfördernden und/ oder -hemmenden Auswirkungen werden SprachGewalten symbolisch und kommunikativ angesichts fortschreitender, gesellschaftlicher, arbeitsweltlicher und digitaler/ technischer Veränderungen in Form von (gruppenspezifischen) Aushandlungsprozessen (noch) nicht bzw. bereits routinehaft verwendet? Erforderlich wird ein interdisziplinärer, durch kohärente Kollegstrukturen von den Arbeits-, Bildungs-, Geschichts-, Kommunikations-, Medien-, Sozial- und Sprachwissenschaften gemeinsam getragener Ansatz.

Das Promotionskolleg wird durch die Hans-Böckler-Stiftung gefördert.

Als Betreuende beteiligt sind Gabrielle Bellenberg (Schulpädagogik), Anastasia Drackert (Test-DaF), Eric Fuß (Germanistik), Karim Fereidooni (Sozialwissenschaft), Markus Hertwig (Arbeitswissenschaft), Hannes Krämer (Kommunikationswissenschaft), Laura Morgenthaler García (Romanistik), Klaus Oschema (Geschichtswissenschaft), Anna Tuschling (Medienwissenschaft), Tatjana Scheffler (Digitale forensische Linguistik), Sven Thiersch (Schulische Sozialisationsforschung) und Judith Visser (Romanistik). Sprecher ist Björn Rothstein (Germanistik).

Skizzen möglicher Themenbereiche sind:

1. Auf welchen sprachsystematischen Faktoren beruhen Symbole routinehafter mitbestimmungsrelevanter Sprachgewalten? Politolinguistisch und mit kritischer Diskursanalyse werden z.B. symbolische Auswirkungen der Verbote fremder Sprachen auf Mitbestimmung untersucht, Betreuende: Morgenthaler/Krämer. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik mit Schwerpunkt romanische Sprachen/ Romanistik oder in Kommunikationswissenschaften oder vergleichbar.

2. Auf welchen sprachsystematischen Faktoren beruhen Symbole routinehafter mitbestimmungsrelevanter Sprachgewalten? Politolinguistisch und mit kritischer Diskursanalyse werden z.B. symbolische Auswirkungen der Verbote fremder Sprachen auf Mitbestimmung untersucht, Betreuende: Morgenthaler/Krämer. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik mit Schwerpunkt romanische Sprachen/ Romanistik oder in Kommunikationswissenschaften oder vergleichbar.

3. Auf welchen sprachsystematischen Faktoren beruht die Kommunikation noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter Sprachgewalten? Variationslinguistisch und mit Interviewverfahren werden z.B. morphosyntaktische Anpassungen der sprechenden Person an die hörerseitige Ausdrucksweise untersucht (z.B. vermehrter Genitivgebrauch, um bildungssprachliche Kompetenz und Recht auf Mitsprache in migrationsgesellschaftlichen Settings zu signalisieren, Betreuende: Fuß/Fereidooni. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Sozialwissenschaften oder vergleichbar.

4. Auf welchen sprachsystematischen und medialen Faktoren beruht die Kommunikation routinehafter mitbestimmungsrelevanter Sprachgewalten? Linguistisch-pragmatisch mit hermeneutischen Methoden werden sprachliche Verschleierungsstrategien (z.B. Euphemismen, Metaphern, Nominationskonkurrenz) von betrieblicher Mitbestimmung untersucht, Betreuende: Visser/Tuschling. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik mit Schwerpunkt romanische Sprachen/ Romanistik und idealerweise Medienwissenschaften oder vergleichbar.

5. Auf welchen sprachgebrauchsbasierten Faktoren beruhen Symbole noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Soziolinguistisch und mit ethnographischen Methoden werden z.B. Sprachmischungen/
 Sprachattitüden untersucht, Betreuende: Morgenthaler/Krämer. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik mit Schwerpunkt romanische Sprachen/ Romanistik oder in Kommunikationswissenschaften oder vergleichbar.

6. Auf welchen sprachgebrauchsbasierten Faktoren beruhen Symbole routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Korpuslinguistisch und mit quantitativ-qualitativen Methoden wird z.B. anhand gewerkschaftlicher Tweets die Rolle von Emojis und weiteren Sonderzeichen in Mitbestimmungsprozessen untersucht, Betreuende: Scheffler/Tuschling. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Medienwissenschaften oder vergleichbar.

7. Auf welchen sprachgebrauchsbasierten Faktoren beruht die Kommunikation noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? (Korpuslinguistisch werden z.B. unternehmerische, betriebsrätliche und Beschäftigten-Tweets auf Partizipation und Retribalisierung ausgewertet, Betreuende: Scheffler/Hertwig. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise in einem sozialwissenschaftlichen Fach (z. B. Arbeitssoziologie) Arbeitswissenschaften oder vergleichbar.

8. Auf welchen sprachgebrauchsbasierten Faktoren beruht die Kommunikation routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Diskurslinguistisch wird mit Interaktionsanalysen untersucht, wie z.B. Gendern im politischen Diskurs (linker, rechter Ideologien, unterschiedlicher Akteure wie Gewerkschaften) (un)sichtbar wird, Betreuende: Visser/Thiersch. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik (Schwerpunkt romanische Sprachen)/ Romanistik und Bildungswissenschaften oder vergleichbar..

9. Auf welchen sprachvermittelnden Faktoren beruhen Symbole noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Psycholinguistisch wird mit Methoden der Kompetenzmessung z.B. ein unterrichtlich einsetzbares, Diagnose-Instrument zur Erkennung von SprachGewalten entwickelt, Betreuende: Drackert/Rothstein. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik.

10. Auf welchen sprachvermittelnden Faktoren beruhen Symbole routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Allgemeindidaktisch und mit unterrichtsethnographischen Methoden wird eine spiralcurriculare Vermittlung von individuellen deeskalierenden Reaktionsmöglichkeiten auf sprachliche Gewalt in (nicht-)digitalen Kommunikationssituationen entwickelt, Betreuende: Drackert/Rothstein. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Bildungswissenschaften.

11. Auf welchen sprachvermittelnden Faktoren beruht die Kommunikation noch nicht Auf welchen sprachvermittelnden Faktoren beruht die Kommunikation noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Sprachdidaktisch und mit empirischen Methoden erziehungswissenschaftlicher bzw. sozialwissenschaftlicher  Forschung werden sprachliche Mitbestimmungsmöglichkeiten (z.B. durch Rollenspiele) entwickelt und erforscht, Betreuende: Rothstein/Bellenberg. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Bildungswissenschaftenroutinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Sprachdidaktisch und mit Methoden der pädagogisch-psychologischen Interventionsforschung werden sprachliche Mitbestimmungsmöglichkeiten (z.B. durch Rollenspiele) trainiert, Betreuende: Rothstein/Bellenberg. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Bildungswissenschaften.

12. Auf welchen sprachvermittelnden Faktoren beruht die Kommunikation routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Deutschdidaktisch und bildungssoziologisch werden Kommunikationen entsprechend reflektiert und z.B. durch introspektive Methoden auswertbar gemacht, Betreuende: Rothstein/Thiersch. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Bildungswissenschaften.



DFG-Sonderforschungsbereich 1567 Virtuelle Lebenswelten

Website: https://www.sfb1567.ruhr-uni-bochum.de
Sprecher: Prof. Dr. Stefan Rieger (Institut für Medienwissenschaft)
stellvertretende Sprecherin: Prof. Dr. Anna Tuschling (Institut für Medienwissenschaft)

Virtualität stellt heute eine treibende Kraft für gesellschaftliche und kulturelle Transformationsprozesse dar. Dabei ist das Virtuelle inzwischen längst Teil unseres Alltags geworden und lässt sich von dem, was wir gemeinhin als Realität bezeichnen, gar nicht mehr trennen. Der SFB 1567 „Virtuelle Lebenswelten“ widmet sich der virtuellen Durchdringung gesellschaftlicher Teilsysteme und fragt nach den Folgen für einzelne Subjekte und deren Konstitution, für lebensweltliche und ästhetische Praxen sowie für soziale Organisationen und Operationen.

Gefördert werden 13 wissenschaftliche Teilprojekte, drei Teilprojektvarianten (Wissenschaftliches Serviceprojekt WS, Informationsinfrastruktur INF, Öffentlichkeitsarbeit Ö) und ein zentrales Verwaltungsprojekt, also insgesamt 17 Teilprojekte, die mit einer breiten geistes- und sozialwissenschaftlichen Expertise insbesondere die Veränderung dessen, was Wissenschaft ausmacht und was ihr alltägliches Tun nicht nur in Forschung und Lehre, sondern auch in Verwaltung und im Wissensmanagement, in Öffentlichkeitsarbeit und Forschungsdatenmanagement über den akademischen Bereich hinaus in den Blick nehmen. Beteiligt sind die Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft, die Fakultät für Geschichtswissenschaft, die Fakultät für Philologie und die Fakultät für Sozialwissenschaft.

Die Fakultät für Philologie ist mit folgenden Teilprojekten am SFB beteiligt:

A01 Virtuelle Bildarchive | Prof. Dr. Simon Rothöhler (Institut für Medienwissenschaft): Das Teilprojekt A01 untersucht virtuelle Objekte und Praktiken im Kontext archivarischer Einrichtungen. Untersuchungsgegenstand sind zum einen Digital Cultural Heritage-Projekte, die mit der bildtechnologisch umgesetzten Archivierung materieller Kulturgüter („virtuelles Kulturerbe“) befasst sind, zum anderen Projekte der digitalen Erschließung musealer Sammlungsbestände, die als virtuelle Bildarchivräume zugänglich und navigierbar gemacht werden. Übergreifend fragt das TP nach den konservatorischen Potentialen des Virtuellen, der prinzipiellen Archivierbarkeit von Virtualität sowie nach dem Verhältnis von Virtualität und Visualität.

A03 Virtuelle Environments | Prof. Dr. Florian Sprenger (Institut für Medienwissenschaft): Das Teilprojekt A03 untersucht die virtuellen Environments, mit denen sich (semi-)autonome Fahrzeuge im Straßenverkehr bewegen. Mit einer zweistufigen, historisch-genealogischen wie experimentell-spekulativen Methodik erforscht es aus der Robotik stammende Verfahren der sensoalgorithmischen Virtualität. Dazu werden Roboter-Prototypen auf Basis von Arduino-Controllern und der Programmumgebung HectorSLAM gebaut. So werden die Bedingungen und Konsequenzen virtueller Interaktionsräume untersuchbar, in denen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren Handlungsmacht zugesprochen wird.

B01 Mögliche Welten | Prof. Dr. Natalie Binczek (Germanistisches Institut) / Prof. Dr. Armin Schäfer (Germanistisches Institut): Das Teilprojekt B01 untersucht, welchen Beitrag der deutschsprachige Roman des 18. und frühen 19. Jahrhunderts zur Theorie und Geschichte der Virtualität leistet. Gefragt wird nach Elementen einer vordigitalen Virtualität, die sowohl auf Konzepte der Fiktionalität und der möglichen Welten als auch auf die literarische Kommunikation, ihre Medien und Formate um 1800 bezogen werden. Es analysiert, wie Unterscheidungen zwischen literarischer Fiktion, Vorformen der Virtualität und Wirklichkeit getroffen und ein Wissen über Virtualität ausgebildet wird, das nicht am technischen Apriori der Digitalisierung hängt.

C02 Virtuelle Körper | Prof. Dr. Stefan Rieger (Institut für Medienwissenschaft): Das Teilprojekt C02 setzt an der Konjunktur virtualisierter Körperbezüge an, die im Konzept des Embodiments ihre Verdichtung finden. Dessen Leistungsfähigkeit für neue Wissensformen rund um das Körperempfinden soll an unterschiedlichen Beispielen rekonstruiert werden, die allesamt auf die Preisgabe einer systematischen Unterscheidung des virtuellen vom realen Körper setzen. Untersucht werden die medialen Praktiken der Verzahnung von menschlichen Körpern mit robotischen Systemen, Verkörperungsszenarien, die die Perspektive anderer Lebensformen einzunehmen erlauben sowie Verkörperungsszenarien in den Pflegewissenschaften.

D01 Virtuelle Streitwelten | Prof. Dr. Friedrich Balke (Institut für Medienwissenschaft) / PD Dr. Rupert Gaderer (Germanistisches Institut): Das Teilprojekt D01 schließt an disziplinär breit gefächerte Untersuchungen des Streits an, setzt aber einen Schwerpunkt auf Vollzüge und Operationen zwischen menschlichen und dinghaften Akteuren sowie auf die medialen Bedingungen virtueller Foren und deren Tribunalisierungsdynamiken. Dabei wird auf etablierte praxeologische sowie diskursana- lytische Ansätze der Medienwissenschaft zurückgegriffen, um den Streit als ein system- immanentes Element virtueller Lebenswelten zu untersuchen.

D02 Virtualität in deutschsprachiger Gegenwartsliteratur | Prof. Dr. Natalie Binczek (Germanistisches Institut) / Prof. Dr. Armin Schäfer (Germanistisches Institut): Das Teilprojekt D02 untersucht, wie die neuen, durch die Digitalisierung ermöglichten Beobachtungsbedingungen in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart in eine Poetik der Virtualität übersetzt werden. Es rekonstruiert, wie die Literatur unter den Gesichtspunkten von Quantität und Konnektivität eigenständige Perspektiven auf virtuelle Lebenswelten gewinnt, die ihrerseits aus ihrer Interaktion mit dem Computer, aber auch mit den Konzepten der Digital Humanities und den Theorien der Virtualität heraus entwickelt werden.

D03 Virtueller Common Ground | Jun.-Prof. Dr. Tatjana Scheffler (Germanistisches Institut): Das Teilprojekt D03 untersucht die Frage, welche sprachlichen Mittel für die Herstellung und Aufrechterhaltung von Common Ground im Virtuellen eingesetzt werden. Anhand von korpus- und computerlinguistischen sowie experimentellen Methoden werden zwei Phänomene erforscht: die Markierung von Gruppenzugehörigkeiten durch virtuellen Flausch (als Gegenbild zur Hassrede), und die Konstruktion virtueller Identitäten durch sprachliche Selbstrepräsentation, sowie durch Anpassung an Gesprächspartner:innen in virtuellen Lebenswelten.

D04 Virtuelle Affekte | Prof. Dr. Anna Tuschling (Institut für Medienwissenschaft): Das Teilprojekt D04 untersucht aus medienwissenschaftlicher Perspektive den neuen Stellenwert des Affekts in virtuellen Lebenswelten. Computer und digitale Technik sind der Beobachtung nach keine Mittel zur Erkenntnisgewinnung allein mehr, sondern affekt- geladener Teil der Lebenswelt. Als virtuelle Affekte erforscht das Teilprojekt a) die verschiedenen Formen affektsensitiver Daten und die daraus gewonnenen virtuellen Objekte und b) Komponenten des interaktiven Geschehens der User:innen in und mit virtuellen Lebenswelten. Die drei eng verzahnten Unterprojekte erforschen die Geschichte, medialen Funktionen, Techniken und Darstellungspolitiken virtueller Affektivität.

WS Wissenschaftliches Serviceprojekt: Methoden und Didaktik | Prof. Dr. Simon Rothöhler (Institut für Medienwissenschaft) / Prof. Dr. Armin Schäfer (Germanistisches Institut) / Prof. Dr. Florian Sprenger (Institut für Medienwissenschaft; zusammen mit Prof. Dr. Sandra Aßmann, Institut für Erziehungswissenschaft): Das Wissenschaftliche Serviceprojekt stellt als Element der Virtuellen Universität dem SFB eine mehrstufige Architektur bereit, die auf den drei Fokusbereichen Didaktik, Methoden und Zukünfte der Universität sowie der Promotionsgruppe Virtuelle Geisteswissenschaften fußt. WS entwickelt diese Fokusbereiche als Schnittstellen der TP und fördert die Integration des SFB in bestehende Strukturen. Damit nimmt es die Voraussetzungen, Bedingungen und Folgen virtueller Geistes- und Gesellschaftswissenschaften in den Blick und folgt den Leitbildern gestaltender Begleitforschung, intervenierender Organisation und partizipativen Forschungsmanagements.

INF Informationsinfrastruktur: Technik und Praxeologien | Prof. Dr. Anna Tuschling (Institut für Medienwissenschaft; zusammen mit Prof. Dr. Estrid Sørensen, Sektion für Sozialpsychologie und Sozialanthropologie; Prof. Dr. Joachim Scholz, Institut für Erziehungswissenschaft): Basierend auf forschungspraktischen und reflexiven Formaten des Umgangs mit Information etabliert INF eine virtuelle Forschungsumgebung (VFU) im Wiki-Format für den gesamten SFB. INF übernimmt das Forschungsdatenmanagement des SFB und betreut den Virtual Classroom. Die VFU erleichtert den Zugang zu Analysetools, zu Schnittstellen für Text- und Datenrepositorien und zu Kommunikations- und Dokumentationsmedien. Die Schwerpunkte des Arbeitsprogramm sind Kommunikation und Dokumentation, Datahandling sowie die Beobachtung und Dokumentation neuer geisteswissenschaftlicher Forschungspraktiken.

Ö Öffentlichkeitsarbeit: Vermittlung und Evidenz | Prof. Dr. Stefan Rieger (Institut für Medienwissenschaft; zusammen mit Prof. Dr. Christian Bunnenberg, Historisches Institut; Jun. Prof. Dr. Annette Urban, Kunstgeschichtliches Institut): Mit der Teilprojektvariante Ö werden für den SFB analoge und virtuelle Kommunikationsumgebungen als Instrumente einer breit aufgestellten und auf Langfristigkeit angelegten Öffentlichkeitsarbeit geschaffen, die einen niedrigschwelligen Austausch und eine Verständigung zwischen Öffentlichkeit und Forschung über und durch den Gegenstand der Virtuellen Lebenswelten dauerhaft ermöglichen. Die Fokusbereiche Wissen und Partizipation (I), Unikale (virtuelle) Objekte (II) und Citizen Science (III) bündeln dazu traditionelle und dem SFB eigene, virtualitätsspezifische Öffentlichkeitsarbeitsformate.

Z Zentrales Verwaltungsprojekt: Organisation und wissenschaftliche Koordination | Prof. Dr. Stefan Rieger (Institut für Medienwissenschaft): Das Zentrale Verwaltungsprojekt ist für den gesamten SFB 1567 Virtuelle Lebenswelten die administrative und koordinative Organisationseinheit. In diesem werden alle Prozesse geplant, aufeinander abgestimmt und koordiniert. Es dient der professionellen Unterstützung und dem Management des gesamten Forschungsverbunds. Neben den administrativen Tätigkeiten kommt dem Zentralen Verwaltungsprojekt vor allem eine koordinative Funktion zu. Es unterstützt die wissenschaftliche Zusammenarbeit der Forscher:innen innerhalb des SFB und die interne und externe Kollaboration.

Weitere Infos unter: https://www.sfb1567.ruhr-uni-bochum.de/



DFG-Sonderforschungsbereich 1475: Metaphern der Religion: Religiöse Sinnbildung in sprachlichen Prozessen

Sprecher: Prof. Dr. Volkhard Krech (Centrum für Religionswissenschaftliche Studien)
Ko-Sprecherin: Prof. Dr. Stefanie Dipper (Sprachwissenschaftliches Institut)

Metaphern dienen dazu, Unbeschreibbares beschreibbar zu machen. Daher, so die Ausgangshypothese im SFB 1475 „Metaphern der Religion: Religiöse Sinnbildung in sprachlichen Prozessen“, spielen Metaphern in der Religion eine grundlegende Rolle. Mit metaphorischer Sprache können sprachliche Bilder und Konzepte von einem semantischen Bereich in einen anderen – insbesondere den der Religion – übertragen werden. 

Insgesamt 16 Teilprojekte sowie ein integriertes Graduiertenkolleg werden gefördert. Beteiligt sind neben dem federführenden Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) die Fakultät für Philologie, die Fakultät für Ostasienwissenschaften, die Katholisch-Theologische Fakultät sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Dank dieser multidisziplinären Zusammensetzung kann im SFB eine große Bandbreite von Religionen – Christentum, Islam, Judentum, Zoroastrismus, Jainismus, Buddhismus und Daoismus – mit Textquellen in verschiedenen Sprachen von 3000 v.Chr. bis heute untersucht werden. Methodisch beschreitet der SFB neue Wege, indem korpus- und computerlinguistische Verfahren zum Einsatz kommen, die vergleichende Untersuchungen der Ergebnisse aus den einzelnen Teilprojekten ermöglichen. Damit sollen gemeinsame, religionen- und sprachübergreifende Tendenzen wie auch singuläre Phänomene im Metapherngebrauch identifizierbar gemacht werden.

Die Fakultät für Philologie ist mit folgenden Teilprojekten am SFB beteiligt:

A01/Prof. Dr. Johann Büssow (Seminar für Orientalistik und Islamwissenschaft): „Weg und Rechtleitung. Die Entwicklung koranischer Raum- und Bewegungsmetaphern in der Tafsīr-Literatur“. In der islamischen Tradition nehmen Raum- und Bewegungsmetaphern eine prominente Stellung ein. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist der für das Projekt titelgebende Koranvers "Leite uns den geraden Weg" (hdinā aṣ-ṣirāṭ al-mustaqīm, Q 1:6). Das Teilprojekt untersucht epochenübergreifend, wie koranische Leitmetaphern in der Koranexegese (arab. tafsīr) gedeutet und weiterentwickelt werden, um unterschiedlichen religiösen Vorstellungen Ausdruck zu verleihen. Ein zweiter Untersuchungsschwerpunkt sind Bedeutungsverschiebungen im Rahmen des wechselseitigen Transfers von Raum- und Bewegungsmetaphern zwischen dem arabischsprachigen Korankommentar und anderen literarischen Gattungen und Sprachen.

B01/Prof. Dr. Stefanie Dipper (Sprachwissenschaftliches Institut, zusammen mit Dr. Frederik Elwert/CERES): „Der Arzt Jesus und die Salberin Maria im Einsatz um das Heil der Gläubigen. Eine Mixed-Methods-Analyse medizinischer Metaphorisierungen in deutschsprachigen Texten des Mittelalters“. Dieses Projekt beschäftigt sich mit medizinischen Metaphern in mittelhochdeutschen Texten wie beispielsweise „Seelenheil“, wo es also um die „Heilung“ (= „Erlösung“) der Seele geht. Für die philologisch-hermeneutischen Untersuchungen werden Texte mit linguistischen und außersprachlichen Informationen annotiert. Außerdem wird ein System implementiert, das Metaphern automatisch erkennen soll.

C01/Prof. Dr. Reinhold Glei (Seminar für Klassische Philologie): „Grammatik als religiöse Metapher“. Die grammatische Terminologie steckt voller Metaphern, die wir meistens nicht mehr wahrnehmen. Das Projekt untersucht lateinische (und kontrastiv arabische) Texte, die gängige Metaphern wie 'Fall' oder 'Beugung' revitalisieren und für religiöse Deutungen funktionalisieren.

C03/Prof. Dr. Linda Simonis (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft): „Metaphern des Alltäglichen“. Metaphern, die dem Bildbereich des Alltäglichen entstammen, sind für religiöses Sprechen besonders interessant, da sie die Gegensätze von Niederem und Hohem, Göttlichen und Menschlichem zugleich bezeichnen und zu überbrücken suchen. Die paradoxe Gestalt dieser Metaphern untersucht das Projekt an zwei Autoren humanistischer Provenienz: Cusanus und Melanchthon.

C04/Prof. Dr. Tatjana Scheffler (Germanistisches Institut, zusammen mit Dr. Frederik Elwert/CERES): „Metapher und soziale Positionierung in religiösen Online-Foren“. Das Projekt erforscht, inwiefern Metaphern sozialer Rollen in den Äußerungen von religiösen Laien in Online-Foren verwendet werden. Inhaltlich steht der Einsatz von Metaphern zur Abgrenzung verschiedener Gruppen im Fokus. Auf methodischer Seite erforscht das Projekt computerlinguistische Methoden, die die Diskursstruktur der Foren nutzen, um Metaphern in großen Datenmengen teilautomatisch finden und interpretieren zu können.

INF/Prof. Dr. Stefanie Dipper (Sprachwissenschaftliches Institut, zusammen mit Dr. Frederik Elwert/CERES, Prof. Dr. Volkhard Krech/CERES, Dr. Danah Tonne/KIT): „Metapher-Basislager. Bereitstellung der gemeinsamen Datenbasis und Weiterentwicklung digitaler Forschungsmethoden für religiöse Metaphern“. Das INF-Projekt stellt die Infrastruktur für den SFB bereit. Dazu gehört insbesondere ein Thesaurus, der ein projektübergreifendes Vokabular für die Annotation von Konzepten definiert, außerdem ein gemeinsames Textrepositorium, Annotationswerkzeuge sowie Tools für die Analyse der annotierten Texte.



DFG-Graduiertenkolleg 2132: Das Dokumentarische. Exzess und Entzug

Sprecher: Prof. Dr. Friedrich Balke (Institut für Medienwissenschaft)

Das an der Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum angesiedelte Graduiertenkolleg behandelt – seit seinem Start im Jahr 2016 – das Dokumentarische als eine zentrale Komponente zeitgenössischer Medienkulturen. In der zweiten Förderphase des Kollegs – 2021-2025 – soll ein Konzept des Dokumentwerdens entfaltet werden, das die Praktiken und technischen Innovationen erfasst, die das Feld des Dokumentierbaren hervorbringen und transformieren. Die im Kolleg organisierte Forschung trägt dabei einerseits den digitaltechnisch angetriebenen Tendenzen einer umfassenden Einschreibung des Dokumentarischen in den Alltag Rechnung und problematisiert andererseits aktuelle politisch motivierte Verwerfungen einer jeden dokumentarisch verbürgten Wahrheit.

Exzellente Promovierende erforschen, wie es Literatur, Fotografie, Film und digitalen Medien jeweils gelingt, zu dokumentarischen Leitmedien aufzusteigen und wie dieser dokumentarische Anspruch auf Wirklichkeitserfassung zugleich auch unterlaufen und in Frage gestellt wird. Zwei Konzepte stehen sich dabei gegenüber: Das Dokumentarische 2.0 in den Social Media-Praktiken, mit denen Menschen ihren Alltag umfassend dokumentieren, und das Dokumentarische zweiter Ordnung, das man auch ein reflexives Dokumentieren nennen könnte. Der dokumentarische Exzess trifft auf Formen und Modi des dokumentarischen Entzugs, die die unvermeidliche Selektivität allen Dokumentierens exponieren, seine blinden Flecken, aber auch um seine experimentellen Formen und künstlerischen Verfremdungen. Die Erforschung dieses Spannungsverhältnisses geschieht in den vier Arbeitsbereichen „Formengeschichte und Theoriebildung des Dokumentarischen“, „Bild- und Textkulturen des Dokumentarischen“, „Selbstdokumentation und Affektkulturen“ sowie „(Techno-)Politiken und Ästhetiken des Dokumentarischen“.

Die Gruppe der Antragsteller:innen unserer Fakultät besteht aus: Prof. Dr. Friedrich Balke (Institut für Medienwissenschaft), Prof. Dr. Natalie Binczek (Germanistisches Institut / Neugermanistik III), Prof. Dr. Astrid Deuber-Mankowsky (Institut für Medienwissenschaft), Prof. Dr. Jörn Etzold (Institut für Theaterwissenschaft), Prof. Dr. Oliver Fahle (Institut für Medienwissenschaft), Prof. Dr. Stefan Rieger (Institut für Medienwissenschaft), Prof. Dr. Simon Rothöhler (Institut für Medienwissenschaft), Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans (Germanistisches Institut / Sektion Komparatistik), Prof. Dr. Anna Tuschling (Institut für Medienwissenschaft), Jun. Prof. Dr. Annette Urban (Kunstgeschichtliches Institut), Prof. Dr. Dr. Yvonne Wübben (Germanistisches Institut).

Weiterführende Informationen



DFG-Forschergruppe 2288: Journalliteratur. Formatbedingungen, visuelles Design, Rezeptionskulturen

Ruhr-Universität Bochum | Philipps-Universität Marburg | Universität zu Köln

Sprecherin: Prof. Dr. Nicola Kaminski (Germanistisches Institut, Ruhr-Universität Bochum)

Buchpublikation erscheint immer noch als der selbstverständliche Normalfall literarischer, druckgraphischer und fotografischer Publikation. Das in der zeitgenössischen (Erst-)Rezeption Texte und Bilder materialiter ganz anders vor Augen lagen, dass die Buchform auf dem literarischen Markt seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert nur eine mediale Option darstellt, bleibt in der Regel unberücksichtigt. Dies ist der materialbezogene Einsatzpunkt der Forschergruppe »Journalliteratur«: Geleitet durch medienhistorische, materialphilologische und medienkulturwissenschaftliche Erkenntnisinteressen, untersucht sie unter dem Dachbegriff ›Journalliteratur‹ Texte und Bilder im medialen Verbund an ihren zeitgenössischen (Erst-)Publikationsorten. Als markt- und publikumswirksame Alternativen zum Buch werden in einem weitgefächerten medialen Spektrum periodische Publikationsformate des ›langen‹ 19. Jahrhunderts untersucht, vor allem Zeitungen und Zeitschriften, aber auch Zwischenformen wie das literarische Taschenbuch oder Lieferungswerke. Dabei geht es nicht darum, ›Journalliteratur‹ gegen ›Buchliteratur‹ auszuspielen. Vielmehr zielt das Forschungsvorhaben von der Materialität des Mediums aus auf eine Neubewertung des medialen Ganzen von Journalliteratur und Buchliteratur in seinen Wechselwirkungen. Mittelfristiges Ziel ist es, durch solche materialorientierte Re-vision Grundlagen zu schaffen für eine Medienliteraturgeschichte des 19. Jahrhunderts, die dem Neben-, Mit- und Gegeneinander von Text und Bild ebenso Rechnung trägt wie den bedeutungskonstitutiven Effekten von journal- und buchliterarischen Formen der Distribution, der Visualität und der Archivierung.

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