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Nachruf auf Prof. Dr. Dr. h.c. Karl Galinsky (1942-2024)

19.03.2024

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Karl Galinsky, emeritierter Professor für Klassische Philologie an der University of Texas at Austin/USA und Ehrendoktor der Bochumer Fakultät für Philologie, war unserer Fakultät über viele Jahre eng verbunden. Geboren 1942 in Straßburg, verbrachte er seine Jugend im Nachkriegsdeutschland und ging nach dem Abitur 1960 in Mainz zum Studium der Klassischen Philologie in die USA (M.A. in Princeton 1965, Ph.D. ebenfalls dort 1966). Im Alter von 30 Jahren wurde er Full Professor an der University of Texas, von wo aus er seine Netzwerke in die ganze Welt aufbaute. Gastprofessuren führten ihn u.a. nach Neuseeland, Argentinien und nicht zuletzt auch nach Deutschland. Einer größeren Fakultätsöffentlichkeit wurde Galinsky bekannt, als er 2003 auf dem ersten „Tag der Philologie“ das Grundsatzreferat „Philologie: Tradition und Ausblick“ hielt.

Als Galinsky 2009 mit dem hochdotierten „Max-Planck-Forschungspreis für Gedächtnisgeschichte“ ausgezeichnet wurde, wählte er als Hauptstandort für sein Projekt „Memoria Romana“ (2009-2013) neben seiner Heimatuniversität in Austin und der American Academy in Rome die Fakultät für Philologie der RUB, wo er u.a. ein beeindruckendes Stipendienprogramm (15 Stipendien für Studierende aus aller Welt) einrichtete. Anlässlich seiner Ehrenpromotion im Dezember 2011 führten Studierende und Absolvent*innen des Seminars für Klassische Philologie ein bisher unbekanntes lateinisches Musikdrama („Pietas in Peregrinos“ von 1704) auf.

Als Wissenschaftler war Galinsky immer den Trends voraus: Lange vor dem ‚cultural turn‘ setzte er auf eine ganzheitliche Perspektive und suchte Literaturwissenschaft, Geschichte, Archäologie und Religionswissenschaft in ein Gesamtbild der Antike zu integrieren. Sein großes Thema war die Augusteische Zeit, die er als eine Epoche experimenteller Multikulturalität verstand (zuerst in „Augustan Culture“, 1996). Mit dem Projekt „Memoria Romana“ zeigte er, wie dieses von Augustus angestoßene Experiment im Gedächtnis der Nachwelt schließlich zu einem klassischen Ideal werden konnte.

Karl Galinsky ist am 9. März 2024 nach längerer Krankheit in seinem Haus in Austin verstorben. Die Fakultät für Philologie und das Seminar für Klassische Philologie haben ihm viel zu verdanken und werden ihm ein ehrendes Gedächtnis bewahren.

                                                                                                                                                                                                                                    Reinhold Glei

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Karl Galinsky, emeritierter Professor für Klassische Philologie an der University of Texas at Austin/USA und Ehrendoktor der Bochumer Fakultät für Philologie, war unserer Fakultät über viele Jahre eng verbunden. Geboren 1942 in Straßburg, verbrachte er seine Jugend im Nachkriegsdeutschland und ging nach dem Abitur 1960 in Mainz zum Studium der Klassischen Philologie in die USA (M.A. in Princeton 1965, Ph.D. ebenfalls dort 1966). Im Alter von 30 Jahren wurde er Full Professor an der University of Texas, von wo aus er seine Netzwerke in die ganze Welt aufbaute. Gastprofessuren führten ihn u.a. nach Neuseeland, Argentinien und nicht zuletzt auch nach Deutschland. Einer größeren Fakultätsöffentlichkeit wurde Galinsky bekannt, als er 2003 auf dem ersten „Tag der Philologie“ das Grundsatzreferat „Philologie: Tradition und Ausblick“ hielt.

Als Galinsky 2009 mit dem hochdotierten „Max-Planck-Forschungspreis für Gedächtnisgeschichte“ ausgezeichnet wurde, wählte er als Hauptstandort für sein Projekt „Memoria Romana“ (2009-2013) neben seiner Heimatuniversität in Austin und der American Academy in Rome die Fakultät für Philologie der RUB, wo er u.a. ein beeindruckendes Stipendienprogramm (15 Stipendien für Studierende aus aller Welt) einrichtete. Anlässlich seiner Ehrenpromotion im Dezember 2011 führten Studierende und Absolvent*innen des Seminars für Klassische Philologie ein bisher unbekanntes lateinisches Musikdrama („Pietas in Peregrinos“ von 1704) auf.

Als Wissenschaftler war Galinsky immer den Trends voraus: Lange vor dem ‚cultural turn‘ setzte er auf eine ganzheitliche Perspektive und suchte Literaturwissenschaft, Geschichte, Archäologie und Religionswissenschaft in ein Gesamtbild der Antike zu integrieren. Sein großes Thema war die Augusteische Zeit, die er als eine Epoche experimenteller Multikulturalität verstand (zuerst in „Augustan Culture“, 1996). Mit dem Projekt „Memoria Romana“ zeigte er, wie dieses von Augustus angestoßene Experiment im Gedächtnis der Nachwelt schließlich zu einem klassischen Ideal werden konnte.

Karl Galinsky ist am 9. März 2024 nach längerer Krankheit in seinem Haus in Austin verstorben. Die Fakultät für Philologie und das Seminar für Klassische Philologie haben ihm viel zu verdanken und werden ihm ein ehrendes Gedächtnis bewahren.

                                                                                                                                                                                                                                    Reinhold Glei